Am letzten Tag meiner Krimreise, die gestern zu Ende ging, hielt ich mich nur noch in der Krim-Hauptstadt Simferopol auf, besuchte geschäftlich einen Reiseveranstalter und den Bahnhof.
Im Zentrum waren die Schülerinnen und Schüler sehr präsent, schon am Vormittag. Und zwar nicht nur die Schulanfänger. Die Ausbildung geht weiter, und das wird gefeiert.
In Simferopol - und ich denke mal in der Ukraine überhaupt und in Russland - ist es Tradition, dass am ersten Schultag nach den langen Sommerferien die Lehrerinnen und Lehrer Blumen geschenkt bekommen.
Nicht nur in der Schule, auch an Hochschulen. Eine Freundin, die an der Uni unterrichtet, erzählte gestern von mehreren Geschenken, die sie an ihrer Hochschule in Woronesch bekommen hat. Aber ihre Studentinnen und Studenten sind schon erwachsen und angehende Ärzte. Geschenke an Uniprofessoren am 1. September sind weniger gebräuchlich, wohl weil Studenten ihre Eltern nicht mehr mitbringen. Geschenke stehen später an, zur Prüfungszeit oder wenn die Doktorarbeit verteidigt werden muss...
Der 11-jährige Junge in der Familie meiner Gastgeber (Er hatte schon im letzten Schuljahr Deutsch- und Englisch-Unterricht.) in Simferopol in dieser Woche hatte am Donnerstag, dem 1. September nur eine Schulstunde. Von Unterricht lässt sich da nicht sprechen. Wie das im Einzelnen abläuft, weiß ich nicht. Ich war lange nicht in einer Schule, in einer russischen oder ukrainischen schon gleich gar nicht. In meiner Schulzeit gab es am ersten Tag nicht bloß eine Stunde Unterricht, sondern volles Programm.
Also ich denke, der Tag beginnt mit einem Fahnenappell, bei dem der Direktor spricht, neue Lehrer vorgestellt werden und weitere Neuigkeiten an der Schule bekannt gegeben werden. Wahrscheinlich werden auch Gedichte vorgetragen und ein Liedchen gesungen.
In Russland und in der Ukraine ist der 1. September ein Feiertag. Auf alle Fälle für die Kinder, die eingeschult werden und deren Familie. Aber auch für die (anderen) Schüler und Lehrer. Nach dem Appell ziehen die Schüler in ihre Klassenräume ein, die sie an einem der letzten Ferientage gesäubert und vielleicht auch noch geschmückt haben (Subbotnik) und es werden wahrscheinlich die Neuigkeiten in der Klasse ausgetauscht, an die Klassenlehrerin Blumen überreicht.
Vielleicht werden auch gleich Funktionen in der Klasse verteilt wie Klassensprecher und Schriftführer. Nun, wie gesagt, ich war lange nicht in der Schule. Wer hat Erfahrungen mit dem ersten Tag und möchte hier was ergänzen?
Und dann geht eigentlich der Unterricht los, mit Hausaufgaben für zu Hause.
In der Pause erzählen sich die Schüler, wie sie ihre Ferien verbracht haben, wenn sie sich da nicht gesehen haben.
Na und wenn das vorbei ist, dann ziehen die Schüler los in den Stadtpark und in die Straßen und vergnügen sich. Manche Schüler mit ihren Eltern, die meisten mit den besten Klassenfreunden. Im Falle von Simferopol geht´s in den Gagarin-Stadtpark südlich von der Gagarin-Straße (führt zum Bahnhof). Da war am 1. September, bei bestem Sommerwetter, Rummel, und zwar auch schon zur Mittagszeit. Sieht so aus, als wenn in Simferopol der Unterricht erst am 2. September beginnt.
Die Schüler sind überwiegend feierlich gekleidet oder/und in Schuluniform.
Bei den Mädchen sieht das so aus, dass sie eine weiße Bluse tragen (weniger elegant auch ein T-Shirt, wenn nicht in weiß, dann cremefarben oder beige) und einen schwarzen Rock oder eine schwarze Hose. Oder ein Kleid in solchen Farben. In der Schwarz-Weiß-Kombination sind mir Jungen nicht weiter aufgefallen.
Früher war Uniform mal Pflicht. Heute scheint sie freiwillig zu sein. Vielleicht gibt es auch Unterschiede von Schule zu Schule, Hochschule zu Hochschule. Darüber bin ich noch nicht im Bilde.